Schwerpunkt

Von Alpha bis Omega

Eine Eingrenzung


»Von hier oben sieht man keine Grenzen!« so beschreibt der Astronaut Alexander Gerst während seiner Zeit auf der Raumstation ISS die Erde von oben.

Doch der Krieg in der Ukraine hat uns wieder vor Augen geführt: Grenzen sind da! Nicht nur geographische und politische Grenzen, auch sprachliche und kulturelle Grenzen – und sie haben Einfluss auf unseren Alltag. Eine Grenze definiert einen Punkt, an dem etwas aufhört und etwas anderes beginnt. Ländergrenzen sind auf den ersten Blick zu erkennen: Zäune markieren Anfang und Ende, Schilder begrüßen und verabschieden, Beamte bewachen, unterstützen, vertei­di­gen.

Manche Grenzen verlaufen mitten über eine Wiese oder durch einen Wald und sind nur auf der Landkarte klar erkennbar. Oft bilden auch Flüsse oder Berge eine Grenze – früher unüberwindbar. So ist zum Beispiel der Rhein auf einer langen Strecke die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Viele Staaten streiten sich heutzutage immer noch über die Zugehörigkeit von Gebieten und nehmen Krisen, Konflikten bis hin zu Kriegen in Kauf, um Grenzen zu verteidigen oder einzufordern.

Andere Länder, andere Sitten

Jedes Land hat seine eigene Kultur mit Sitten und Bräuchen, Regeln und Traditionen – hervorgebracht durch geographische und politische Grenzen. Die Unterschiede, die dabei entstehen können, sind teilweise groß – von verwirrend, bereichernd bis hin zum Kulturschock. So kann ein Nicken mit dem Kopf in manchen asiatischen Ländern als Ablehnung gedeutet werden, während ein Kopfschütteln Zustimmung bedeutet.

Grenzen schaffen Grenzgebiete, in den oftmals mehrere Sprachen gesprochen werden. In anderen Ländern gibt es auch mehr als nur eine Landessprache, wie in Belgien und der Schweiz. Und auch in Deutschland gibt es ungefähr 20 Dialekte. Solche kulturellen und sprachlichen Grenzen haben wir sicherlich alle schon einmal erlebt.

Grenzen können wir wütend und mit einem Gefühl von Machtlosigkeit oder Entschlossenheit entgegenstehen. Es gibt soziale Grenzen, hier bei uns und überall auf der Welt: Ein­kommensgrenzen, Bildungsgrenzen und auch begrenzte Chancen. Es gibt Grenzen zwischen Geschlechter und begrenzte Rollenbilder. Grenzenlose Liebe und auch Hass. Es gibt Grenzen des Wachstums und begrenzte Lebenszeit. Grenzen Deiner Selbst.

Gut oder schlecht?

Grenzen können Schutz und Sicherheit bieten. Sie können dafür sorgen, dass wir uns wohlfühlen und Vertrauen zu anderen Menschen aufbauen. Sind Grenzen nicht ausreichend festgelegt oder fehlen ganz, kann dies zu Missverständnissen oder Uneinigkeiten führen. Ähnlich wie wenn wir Mensch ärgere dich nicht ohne Spielregeln spielen würden – komplettes Chaos und keine*r der Spieler*innen hätte vermutlich Spaß am Spiel.

Grenzen können aber auch Teilhabe, Miteinander und Vielfalt verhindern. Sie schließen aus, diskriminieren und verletzen. Und ja, diese Grenzen müssen immer wieder benannt und eingerissen werden!

Manche Grenzen können auch sehr kurios und absurd sein. So wie eine der komplizier­testen Ländergrenzen zwischen den Niederlanden und Belgien. Der belgische Teil der Stadt Baarle besteht aus 22 Stücken, die im niederländischen Teil der Stadt liegen. Dort gibt es zwei Bürgermeister, zwei Postämter und zwei Müllabfuhren. Die Grenzen verlaufen mitten durch Straßen, Häuser und Geschäfte. Das macht das Leben der Einwohner*innen von Baarle ganz schön kompliziert. Auch bestimmte Altersgrenzen in Deutschland sind sehr absurd. So dürfen Jugendliche ab 16 Jahren Alkohol trinken, unter bestimmten Umständen sogar heiraten. Aber den Deutschen Bundestag wählen dürfen sie erst nach dem 18. Geburtstag.

— Caro Boot

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