Dabei sein, wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt. Arbeiten, wenn die Sonne nicht mehr scheint. Manchmal arbeitet sie, wenn es dunkel ist und schläft, wenn es hell ist. Maren ist Hebamme und arbeitet im Schichtdienst.
Wie ist es zu arbeiten, wenn andere schlafen?
Anfangs war es ungewohnt, mittlerweile mag ich es sehr gerne, da nachts ein Krankenhaus, vor allem ein Kreißsaal eine besondere Magie ausstrahlt, da das Alltagsgeschehen ein Stück weit stillsteht und man sich nur auf die Betreuung der Patient*innen konzentrieren kann.
Zu welcher Zeit arbeitest du am liebsten und warum?
Wenn es ums reine Arbeiten geht, würde ich nachts sagen, weil die Stimmung im Kreißsaal gemütlicher ist und man sich nur auf die Betreuung von Geburten konzentrieren kann. Ich brauche für mein Sozialleben eine ausgewogene Mischung aus allen drei Schichten, da das – je nachdem wie gut oder schlecht ich nach meinen Diensten schlafe – leider auch mal stillsteht.
Wie organisierst du deine Freizeit um die Arbeitszeit?
Ich musste durch den Schichtdienst definitiv ein gutes Maß an Vorausplanung und Spontanität zugleich lernen. Ich glaube die Aussage „Kann ich noch nicht sagen, ich habe noch keinen Dienstplan!“ prägt gerade einen Großteil der Planungen, da wünsche und tausche ich mir die Dinge, die mir wichtig sind, häufig frei, wenn es möglich ist. Und sonst musste ich lernen, nicht bei allem dabei sein zu können. Vormittage frei zu haben, ist da befreiend, weil man dann häufig Dinge machen kann, die sonst liegen bleiben und alle anderen ja arbeiten sind. Um Nachtdienste bin ich meist sehr zurückhaltend mit Planung, wenn es mir nicht superwichtig ist, da ich häufig erstmal in den Tag hineinlebe, abhängig davon wie viel Schlaf ich bekommen habe.
Schattenseiten des Berufs: Mütter mit postpartaler Depression. Welche Hilfestellung kann man geben?
Wichtig ist es, die Situation im Blick zu haben. Gerade nach einem negativen oder traumatischen Geburtserlebnis kann, zusammen mit dem Hormonumschwung, die Stimmung der Mutter, aber auch des Vaters, einen Moment dauern, bis man in der neuen Lebenssituation ankommt. Da ist es wichtig, die Familien gut zu vernetzen: Großeltern, die das Kochen übernehmen, Geschwister, die zum Waschen vorbeikommen und Freunde, die vielleicht für einen einkaufen, so dass die neue Familie sich nur auf sich konzentrieren kann. Wenn das aber anhält ist ein Gang in die Arztpraxis ein guter erster Schritt, um sich professionelle Hilfe zu holen. Wenn das vielleicht zu viel Überwindung kostet, sind die Schatten und Licht e.V. und die Marcé Gesellschaft gute Anlaufstellen, um sich mit dem Thema zu beschäftigen und sich zu vernetzen.
– Das Interview führte Kathi Schmidt