Schwerpunkt

Schweigen brechen – Licht ins Dunkel

Die Hand auf dem Po, der Kuss auf den Mund und der anzügliche Kommentar. In der Welt der Medien- und Musikindustrie herrschen deutlich ausgeprägte Strukturen von Machtgefügen und Hierarchien. Diese Branchen zeichnen sich durch komplexe Beziehungsgeflechte und eine klare Ver­teilung von Einflussmöglichkeiten aus. Von oben nach unten. Knallhart.

Die #MeToo-Bewegung hat zweifellos dazu beigetragen, sexuelle Übergriffe und Gewalt in der Unterhaltungsindustrie und darüber hinaus in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Sie hat Opfern eine Stimme gegeben und das Bewusstsein für die Notwendigkeit geschärft, sexualisierte Gewalt, missbräuchliches Verhalten und Belästigung ernst zu nehmen und dagegen anzugehen.

Von Mockridge, Rammstein bis Trump
Aktuell finde ich es ziemlich besorgniserregend, wie viele prominente Fälle in der Öffentlichkeit behandelt werden. Die Frage, wer hier das Opfer ist, wird immer wieder hart in der öffentlichen Debatte diskutiert. Von Schmutzkampagne, Hexenjagd und Rufmord – Beschuldigte machen sich selbst zu Opfern oder werden zu ihnen gemacht. Eine Stilisierung zu Lichtgestalten. Shelby Lynn, Ines Anioli oder Stormy Daniels: Sie alle wurden als „Lügnerinnen“ beschimpft, ihre Anschuldigung als Ausdruck fehlender Aufmerksamkeit gewertet oder ihre Geschichten als Eigenverschulden kommentiert. „So läuft das halt im Showbiz.“

Weg vom schönen Schein!
Es ist längst überfällig, dass die Unterhaltungsbranche Maßnahmen ergreift, um Machtmissbrauch zu verhindern und Opfern zu helfen. Es muss endlich die Kultur des Schweigens und der Verharmlosung durchbrochen werden und eine Umgebung geschaffen werden, in der Betroffene sich sicher fühlen, ihre Erfahrungen zu teilen. Die Medien müssen sich ihrer Rolle bewusst sein und bei der Berichterstattung sensibel und verantwortungsbewusst vorgehen. Und auch wir können diesen Wandel unterstützen und aktiv dazu beitragen, indem wir jede Form von Hass, Hetze und Victim-Blaming ein Dislike geben.

— Ein Kommentar von Sophie Duczek


Anmerkungen der Redaktion: Liebe Leser*innen, wir legen großen Wert auf die klare Unterscheidung zwischen Meinung und Information. Meinungsbeiträge wie dieser Kommentar reflektieren eine persönliche Perspektive. Kommentare sind dazu da, Position zu beziehen, Reaktionen hervorzurufen und Diskussionen zu stimulieren. Auf diese Weise differenzieren wir bewusst zwischen Kommentaren und Berichten, die objektiv über Geschehnisse informieren und bestrebt sind, verschiedene Standpunkte ausgewogen darzustellen.

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Stalking

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