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Öko, bio, fair

Ist es ein Privileg, nachhaltig und gut zu essen?

Wenn ich meine kleine bubble verlasse, erlebe ich oft, wie sehr ich Menschen in ihrer Menüplanung verunsichere, wenn ich sage, dass ich vegetarisch/vegan lebe. Menschen, die wenig Berührungspunkte mit vegetarischer Ernährung haben, werden nun mit meiner Sichtweise konfrontiert und können überhaupt nicht verstehen, warum ich nur „Beilagen“ und nicht Fleisch mit Beilage esse. Was passiert dann? Bringe ich sie zum Nachdenken, Umdenken, oder festigt sich ihre Meinung zu ihren Essensgewohnheiten?

Ich frage mich mittlerweile oft, ob ich Produkte wirklich brauche und wenn ja, woher sie kommen. Oft habe ich im Supermarkt weniger Obst und Gemüse gekauft, weil es eben in Plastik verpackt war. Oder ich kaufe bestimmte Produkte unterschiedlicher Firmen nicht mehr, weil ich den dahinterstehenden Konzern nicht unterstützen möchte.

Doch nicht jede*r kann es sich leisten, unverpacktes Bio-Gemüse – am besten noch auf dem Wochenmarkt – zu kaufen.

Oft fehlen neben dem Geld auch die Zeit, noch extra auf einen anderen Markt zu fahren. Oder es fehlen die Informationen.


Inwiefern ist es ein Privileg, sich mit der eigenen Ernährung, dem Konsumverhalten oder Fortbewegungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen?

Noch vor ein paar Jahren habe ich mir selbst auch weniger Gedanken darüber gemacht, woher meine Produkte kommen. Bei augenscheinlich günstigen Angeboten habe ich immer noch den Satz meiner Eltern im Kopf: „da kannste nix mit verkehrt machen“ – oh doch, kann ich. Aber ich muss mich dafür interessieren und vor allem auch informieren. Bei meiner Recherche bin ich auf einen Artikel aus dem Jahr 2006 gestoßen: „Nachhaltiger Konsum nur für Reiche?“ – diese Frage scheint immer noch aktuell zu sein. Aber in einem Land, in dem Autofahren oft noch günstiger als ein Abo im ÖPNV ist, muss man sich einen nachhaltigen Lebensstil auch erstmal „leisten“ können. Wir brauchen also Subventionen von der Politik für ÖPNV. Wir brauchen Hilfen von den Krankenkassen und Aufklärung in Schulen für einen gesunden Lebensstil – statt Trinktütchen und Pommes in der Mensa. Wir brauchen Wochenmärkte, die auch abends geöffnet haben – damit wir nicht von Supermarktketten abhängig sind. Und wir brauchen mehr Bio-Produkte im Discounter. Nachhaltiges Leben darf kein Privileg bleiben!

— Simone Schnepper

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