Fragt man den Duden nach der Definition von Heimat bekommt man folgende Antwort: „Land, Landesteil oder Ort, in dem man (geboren und) aufgewachsen ist oder sich durch ständigen Aufenthalt zu Hause fühlt (oft als gefühlsbetonter Ausdruck enger Verbundenheit gegenüber einer bestimmten Gegend)“.
Unter Heimat versteht aber wohl jeder Mensch etwas anderes. Für die einen ist es eher ein bestimmter Ort, für die anderen ist es ein Gefühl. Aber für die allermeisten ist es wohl etwas, womit sie sich wohlfühlen oder ein Ort, an dem sie sich gerne aufhalten.
Wenn ich gefragt werde, wo meine Heimat ist, kann ich das gar nicht so genau beantworten. Ich würde zwei Orte als meine Heimat benennen. Ich bin in Schleswig-Holstein aufgewachsen und habe die ersten sechs Jahre meines Lebens dort verbracht. Jedes Mal, wenn ich dem Norden einen Besuch abstatte, habe ich ein bisschen das Gefühl nach Hause zu kommen. Andererseits fühle ich mich im Rheinland – meinem jetzigen Wohnort – besonders wohl. Ich liebe die Mentalität der Menschen hier, den Karneval, den Rhein und die Fröhlichkeit. Hier spielt für mich das Heimatgefühl eine große Rolle. Heimat ist für mich auch da, wo sich meine Familie und Freunde befinden.
Von rechts wird der Begriff Heimat mit rassistischen, menschenverachtenden und antisemitischen Komponenten verknüpft. Heimat wird hier als Identitätsstiftung genutzt, wobei der geografische Aspekt und die Abstammung eine primäre Rolle spielen. Mit Slogans wie „Familien schützen. Heimat bewahren“ oder „Unser Land, unsere Heimat“ wird das Wort in den Köpfen vieler Menschen als Nazi-Wort gesehen und mit rechten Ideologien verknüpft. Hier wird vor allem auf eine bedrohte Heimat angespielt. Unsere Heimat, in der Menschen aus anderen Ländern nicht willkommen sind.
Dabei ist Heimat doch etwas ganz Besonderes und Schönes! Ich mag gar nicht daran denken, meine Heimat aufgrund eines Krieges oder anderen Gründen verlassen zu müssen, weil ich dort nicht mehr sicher bin. Gerade deshalb sollten wir doch allen Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, eine sichere Umgebung ermöglichen. Einen Ort bieten, an dem sie sich wohlfühlen und vielleicht sogar eine neue oder zweite Heimat finden können.
Und wie ist es, wenn die Heimat plötzlich zu einem Ort wird, an dem man sich nicht mehr wohlfühlt? Wenn das Elternhaus zu einem unsicheren Platz wird oder wenn sich das Verhältnis zu Freund*innen und Familie verhärtet? Wenn Probleme, Sorgen und Nöte so groß werden und keine Hilfen da sind? Wenn Menschen sich für die Straße entscheiden, weil sie keine andere Möglichkeit sehen? Sind diese Menschen dann auch heimatlos? Hier kommt nun wieder die Definition des Duden ins Spiel. Heimat ist nicht nur unbedingt der Ort, an dem eine Person geboren oder aufgewachsen ist, der Begriff Heimat ist ebenso emotional. Es ist ein Wohlfühlort und ein schönes Gefühl, das mit ihm verbunden wird. Deshalb ist es auch absolut nachvollziehbar, wenn Menschen, die sich in ihrer Heimat nicht mehr sicher fühlen, ausbrechen und auf die Suche nach einer neuen Heimat gehen. Deswegen sollte niemals davon ausgegangen werden, dass eine Person, die auf der Straße lebt, keine Heimat mehr besitzt, denn …
»… die ganze Welt ist Heimat, wenn du in deinem Herzen wohnst.«
— Andreas Tenzer
— Julia Königsbrügge