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Feiertag & Arbeitstag

Keine stille Nacht

»Was machst Du an den Feiertagen?« »Arbeiten!« Das ist wahrscheinlich die Standardantwort für einige Berufsgruppen, deren Arbeit sich nicht an Termine, Feste und Feiern hält. Das ist die Antwort von Menschen, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und da sind, wenn Unfälle passieren, Verbrechen aufgeklärt werden müssen, Krankheiten behandelt werden, Essen ausgeliefert wird, wohnungslose oder obdachlose Menschen Unterstützung brauchen, Pflegebedürftige versorgt werden müssen oder wenn Babies geboren werden. Eben auch an Feiertage.

Carolin Boot und Kai Regener haben mit zwei Menschen gesprochen, die an Weihnachten arbeiten und nicht zu Hause sind.


Christbaum, Weihnachtslieder und Pflaster. Wie es ist zu arbeiten, wenn viele feiern – das erzählt Laura, 22 Jahre alt und examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin in einem Krankenhaus.

Warum musst Du an Feier­tagen arbeiten?
Ich muss an Feiertagen arbeiten, weil Menschen nun mal auch an Feiertagen krank sein dürfen und im Krankenhaus versorgt werden müssen.

Wie feiert Ihr Weihnachten auf und während der Arbeit?
Das fängt eigentlich schon in der Zeit vor Weihnachten an. Im ganzen Krankenhaus und auf den einzelnen Stationen wird ganz viel Dekoration verteilt. So können wir und die Patient*innen ein wenig in Weihnachtsstimmung kommen, auch wenn man im Krankenhaus ist. Ansonsten haben wir auf unserer Station jedes Jahr einen Adventskalender und veranstalten eine Weihnachtsfeier für alle Kolleg*innen.

An Weihnachten selbst versuchen wir immer den Patient*innen einen möglichst schönen Tag zu machen. Wir machen zum Beispiel Weihnachtsmusik an und singen manchmal mit den Patient*innen Weihnachtslieder. Wenn genug Zeit da ist, sprechen wir mit den Patient*innen darüber, wie sie normalerweise Weihnachten feiern und was sie an Weihnachten im Krankenhaus vermissen.

Was magst Du daran? Was nicht?
Die Weihnachtszeit im Krankenhaus ist eigentlich total schön. Es passieren immer wieder so viele kleine Dinge, die es einem möglich machen, sich auf Weihnachten zu freuen. Man darf aber nicht vergessen, dass es trotzdem sehr stressig sein kann. An manchen Feiertagen ist der Pflegeaufwand der Patient*innen besonders hoch und es bleibt nicht genug Zeit. Das ist dann sehr schade, weil man gerade an Weihnachten gute Stimmung verbreiten will und für die Patient*innen da sein will. Da versucht man dann trotzdem Weihnachtsstimmung aufzubringen, hat aber das Gefühl dem eigenen Anspruch nicht wirklich gerecht zu werden.

Was vermisst Du, wenn Du nicht zu Hause Weihnachten feiern kannst?
Ich habe im Krankenhaus natürlich das Glück, dass ich nicht den ganzen Tag dort bin, sondern immer nur Früh- oder Spätdienst habe und den Rest des Tages zu Hause sein kann. Im letzten Jahr zum Beispiel hatte ich Spätdienst und konnte daher erst später mit meiner Familie feiern. Die haben nach der Weihnachtsmesse alle auf mich gewartet und das fand ich ein wenig schade. Ich bin es gewohnt an Heiligabend gemeinsam in die Kirche zu gehen und das hat mir im letzten Jahr schon gefehlt. Auch an den Tagen nach Weihnachten wünscht man sich immer dabei sein zu können anstatt arbeiten zu müssen, wenn Familie oder Freunde irgendwas zusammen unternehmen.

Was ist an Weihnachten schon Besonderes auf der Arbeit passiert?
Im Krankenhaus passiert fast täglich Besonderes, an Weihnachten natürlich auch. Eine Erinnerung ist mir aber im Kopf geblieben. Während meiner Ausbildung hatte ich einen Einsatz auf einer der Überwachungsstationen. An Heiligabend lag dort ein fast hundert Jahre alter Mann, dem es sehr schlecht ging. In Rücksprache mit den Angehörigen wurde beschlossen, dass der Mann palliativ behandelt wird, da es ihm nicht mehr besser gehen wird. Wir sind mehrere Stunden lang bei diesem Mann geblieben, haben seine Hand gehalten und waren bis zu seinem letzten Atemzug bei ihm. Das war schon etwas Besonderes. Für mich war dieses Gefühl danach total seltsam, nach Hause zu fahren und mit meiner Familie Weihnachten zu feiern, wenn man weiß, dass eine andere Familie gerade ein Familienmitglied verloren hat. Trotzdem würde ich diesen Dienst und diesen Tag nicht als negativ für mich bezeichnen, denn wir waren bei ihm und konnten ihn begleiten. Wenn ich mich an dieses Weihnachtsfest zurückerinnere, habe ich immer wieder Gänsehaut.

— Das Interview führte Carolin Boot


112 – Weihnachten im Einsatz. Daniel Schroers ist Berufsfeuerwehrmann bei der Feuerwehr Neuss. Er ist dort im Alarmdienst tätig, erlebt also das normale Einsatzgeschehen bei der Feuerwehr von der Ölspur bis zum Großbrand. Er ist 31 Jahre alt und ehemali­ges Mitglieder der KjG in der Pfarrei St. Martinus Neuss-Uedesheim.

Daniel, warum musst Du an Feiertagen arbeiten?
Einsätze kommen alltäglich, 24 Stunden am Tag und eben auch an Feiertagen. Dafür muss jemand parat stehen, um den betroffenen Menschen zu helfen.

Wie ist es speziell an Weihnachten bei Euch?
An Weihnachten ruht das normale, alltägliche Geschäft. Neben dem Einsatzgeschehen haben alle Personen auf der Feuerwache Aufgabenbereiche, wie das Waschen und Trocknen der Schläuche, das Reparieren und Warten der Geräte und Autos und so weiter. Diese Aufgaben entfallen an diesem Tag.

Wir versuchen, es uns so weihnachtlich wie möglich zu machen. Es gibt ein besonderes Essensmenü und einen Weihnachtsbaum auf der Wache. Zudem gibt es die Tradition, dass der Jüngste in der Runde etwas vortragen muss, also zum Beispiel ein Gedicht aufgesagt wird. Manchmal wichteln wir auch beim Abendessen und entscheiden vorher, ob es ein Normales oder ein Schrottwichteln sein wird.

Wie ist die Arbeit an den Weihnachtsfeiertagen geregelt?
Der eigentliche Alltagsrhythmus bei uns ist, dass wir alle zwei Tage arbeiten müssen. An Weihnachten versuchen wir das anders zu regeln, sodass man nicht an Heiligabend und auch noch am 2. Weihnachtsfeiertag arbeiten muss, sondern es sich unter allen Personen gleichmäßig aufteilt. Meistens bekommen wir es hin, dass das gerecht auf allen Schultern verteilt ist.

Gibt es etwas, was Du besonders an Weihnachten bei der Feuerwehr magst?
Gerade an Feiertagen, wenn man von Zuhause weg ist, ist es schön, dieses Fest auch ungefähr so mit den Kolleg*innen zu feiern. Außerdem stärkt das gemeinsame Weihnachtsfest auf der Arbeit natürlich auch das Gemeinschaftsgefühl.

Und gibt es auch etwas, was Du nicht magst?
Das man nicht Zuhause ist! Es ist natürlich schade, nicht mit der Familie zu feiern und das vermisst man dann auch.

Ist an Weihnachten schon etwas Besonderes bei der Feuerwehr passiert?
Oft brennen Adventskränze, wenn die Kerzen an Weihnachten schon weit unten sind. Ich erinnere mich daran, dass wir einen Einsatz hatten, bei dem das Fett eines Fondues in Brand geraten ist. Das Haus war dann nach diesem Feuer in der Küche nicht mehr bewohnbar, aber den Bewohner*innen ist dabei zum Glück nichts passiert.

— Das Interview führte Kai Regener

 

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