InspirationKjG KölnVerbandsleben

#OutInChurch

Am 24. Januar 2022 habe ich mich geoutet. Es war nicht das erste Mal und es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. Ein Coming-out ist nichts Einmaliges, es wiederholt sich immer wieder.

Aber dieses Mal war es beson­ders: es geschah mit 124 anderen katholischen Mitarbeitenden und ehrenamtlich Engagierten in einem sehr öffentlichen Rahmen. Nach fast einem Jahr Vorbereitungszeit ging unsere Initiative #OutInChurch an diesem Tag online. Genau um Mitternacht schalteten wir die Webseite und Social-Media-Kanäle frei und zeigten uns der Welt. Als ich am nächsten Morgen aufstand, war die Webseite auf Grund der vielen Zu­griffe bereits komplett überlastet und nicht mehr erreichbar.

Das Interesse an unserer Initiative war überwältigend und dieser Tag war bislang wohl der aufregendste in meinem Leben. Was wir während der Vorbereitung unterschätzt oder schlichtweg vergessen hatten, war die Tat­sache, dass mit dem Tag der Veröffentlichung die Arbeit eigentlich erst anfängt. Damit meine ich nicht nur zahlreiche Presse- und Gesprächsanfragen, die wir als Initiative seit­dem erhalten. Ich meine vor allem die Heraus­forderung, weiter sichtbar und interessant zu bleiben, immer wieder für unsere Forderung­en einzustehen und für Erneuerung zu kämpfen. Dafür werden wir noch eine Menge Ausdauer benötigen. Es haben sich zwar einige Bischöfe überraschend positiv zur Initiative geäußert und versprochen, dass den Mitarbeitenden keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen drohen – den Worten müssen allerdings auch Taten folgen. Der Spielraum in einem hierarchischen Kirchensystem ist eng – vor allem wenn es um Veränderungen geht, werden schnell Grenzen erreicht. Als Verbandlerin finde ich es sehr schwer, dass demokratische Prozesse und Mehrheiten hier keine Rolle spielen. Ob es Veränderungen geben wird und wie weit sie reichen, liegt alleine in der Hand von wenigen machthabenden Männern. Von ihnen erwarten wir, unsere Forderungen ernst zu nehmen. In Interviews werde ich häufig gefragt, wie es um meine Hoffnung auf einen Wandel steht: Wenn ich keine Hoffnung hätte, würde ich mich überhaupt nicht bei #OutInChurch engagieren. Aber wenn sich nicht bald etwas tut, wird auch diese Hoffnung irgendwann eine Grenze erreichen.

— Ramona Krämer

Mehr in:Inspiration

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Skip to content