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Prochain arrêt : Bruxelles

Transparent mit der transparent: Bildungsreise nach Brüssel

Das Wetter ist in etwa so trüb wie die Aussicht auf eine transparente, progressive Europapolitik, als wir uns auf den Weg ins Europäische Parlament machen, um Nico Semsrott zu treffen. Max und ich gehen Isabel, der Assistentin von Nico, schnellen Schrittes hinterher. »Das hier ist der Raum, ihr könnt schon reingehen«, sagt sie, und Max und ich gehen weiter. »Vielleicht ist Nico auch schon drinnen. Ich komme gleich nach.« Abrupt bleiben wir stehen und gucken uns an. »Du wirst hierfür bezahlt«, sagt Max, während er auf die Tür zeigt um mir den Vortritt zu lassen. Wir lachen und betreten den Raum, in dem Nico tatsächlich bereits auf uns wartet.

Die Stimmung ist von Anfang an sehr ausgelassen und es fliegen wild Witze und Sprüche durch den Raum. Nico teilt mit uns, dass die Arbeit im Europaparlament für ihn sehr hart war und warum er nicht erneut kandidieren wird. Er erzählt von seinen Erfahrungen und schnell wird deutlich: Die gemeinsamen Lacher einen uns, sind aber auch ein bisschen Lacher der Verzweiflung. Denn, obwohl es eigentlich für niemanden von uns wirklich überraschend ist, sind wir schockiert über die Abläufe und Gepflogenheiten im Parlament. Dass die Arbeit der meisten Abgeordneten intransparent ist und Menschen wie Nico gerügt werden, gehen sie mit ihrer Arbeit transparent um (ob es wirklich eine Rüge dafür geben muss, ein Hummerkostüm zu kaufen, möchte ich in Frage stellen). Es geht natürlich auch um ernste Dinge, schauen wir darauf, wie viel Geld Abgeordnete für ihre Dienstreisen bekommen können – welche auch private Urlaubsorte zum Ziel haben können. Insgesamt geht es im Wesentlichen um Geld – und um Macht. Denn je mächtiger ein*e Abgeordnete*r ist, desto länger kann die Person im Parlament bleiben, und sie erhalten in letzter Konsequenz immer mehr Geld für ihre Arbeit. In seinem Buch Europa sehen und sterben vermittelt Nico mit Charme und Witz aber auch der nötigen Ernsthaftig­keit, wie schlimm es um die Situation im Parla­ment steht. Er sagt von sich selbst, dass es das Mindeste ist, was er tun kann: Trans­parenz zu schaffen, um verständlich zu machen, was im Parlament passiert.

Die Kreisläufe, die Nico benennt, in Verbindung mit der erstarkenden Rechten lässt uns alle besorgt und wütend zurück, als wir den Raum verlassen und mit Isabel in den Plenarsaal gehen. Hier sprechen wir noch ein wenig über das Parlament und ihre Arbeit für Nico. Sie erzählt von Werbekampagnen mit Kondomen, die in konservativen Kreisen auf viel Kritik und Gegenwind gestoßen sind. Und auch sie sagt, genau wie wir, dass sie besorgt auf die anstehende Europawahl schaut.

Abseits unseres Besuchs im Parlament gab es viele großartige Highlights – denn Brüssel gibt schon einiges her. Direkt nach unserer Ankunft legen wir in Kleingruppen mit einer Rätseltour durch die Stadt los, in der wir an einigen Sehenswürdigkeiten und Bauwerken vorbeikommen. Aber das ist nicht alles – wir battlen uns mit den anderen Gruppen um Ruhm und Ehre! Die goldene Regel: Lasst euch nicht von einer anderen Gruppe erwischen – bei Beweisfotos gibt es Punktabzug. Nachdem wir alle mehr oder weniger ehrgeizig versucht haben, den Sieg heimzuholen, besiegeln wir die Rätseltour in einem Frittenladen. Von hier aus geht’s über einen Umweg zum Hostel zu einer Stadtführung. Der Umweg lässt uns übrigens erstaunt zurück – darüber, wie hügelig Brüssel ist!

Die Stadtführung lässt uns an einem großen Skatepark vorbeikommen, den wir alle erstaunt begutachten, wir sind auf den Spuren des alten Brüssels, das damals wie viele Städte durch Mauern getrennt in verschiedene Distrikte eingeteilt war und enden in der Altstadt am Grand Place. Der Abend endet nach verrückten Pizza-Variationen wie Fritten-Pizza in einer gemütlichen Kneipe, in der wir den Tag diskutieren und reflektieren. Nachdem wir den nächsten Morgen im Europaparlament verbringen, können wir am Nachmittag beim Bummeln und Kaffee-trinken doch noch ein wenig gutes Wetter genießen. Ein paar Menschen machen sich auf ins Comic-Museum.

Au revoir Bruxelles!
— Ina Neumann

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