Viel zurück bekommen
28,8 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Das sind 39,7 % der Bevölkerung ab 14 Jahren.
Diese gute Nachricht wird noch besser: Vor circa 20 Jahren lag der Anteil von Menschen, die sich in ihrer Freizeit für die Gemeinschaft einsetzen, noch bei 30,9 % der Bevölkerung und ist damit um knapp ein Drittel gestiegen. Bei den jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren liegt der Anteil sogar bei 42 %.
Aber warum spenden besonders junge Menschen ihre Freizeit für die gute Sache? Bedeutet ein Ehrenamt mehr als Zeitverlust und zusätzlichen Stress?
Tim Lindemann ist 22 Jahre alt und Rettungssanitäter. Seit über vier Jahren ist er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Neuss. Auch wenn das Berufsbild Rettungsdienst schon immer für ihn in Frage kam, hat ihn das Ehrenamt bei den Florianern positiv geprägt: „Als Feuerwehrmann tue ich nicht nur etwas Gutes für die Gesellschaft. Mir macht die Arbeit Spaß und ich bilde mich im Umgang mit Technik weiter.“ Tim nennt aber nicht nur die naheliegenden Dinge als Gewinn seines Ehrenamtes: „Mich hat der Einsatzdienst auch charakterlich geprägt. Durch die Arbeit bei der Feuerwehr hat sich mein Bild der Gesellschaft geweitet und ich bin reifer geworden.“ Über sein Hobby ist er letztendlich auch zu seinem jetzigen Arbeitgeber und Ausbilder, der Berufsfeuerwehr, gekommen.
Ein anderes Ehrenamt übernehmen Aurelia, Paula und Lou. Die drei 12-jährigen Schülerinnen eines Gymnasiums in Düsseldorf unterstützen ein Schuljahr lang jede Woche 90 Minuten die Arbeit in einer sozialen Einrichtung. Alle drei sind in einem Kindergarten tätig. Dort spielen sie mit den Kindern, basteln oder helfen beim Aufräumen. Sie berichten über ihre Arbeit als „etwas Schönes“ und dass die Freude der Kinder auch sie ansteckt und ein gutes Gefühl erzeugt. Aurelia findet zudem, dass man „von der Außenwelt weg ist“ – also eine Abwechslung vom Alltag hat, die einem gut tut.
Eine klassische KjG-Karriere hat Katja Büttgen (38 Jahre) hinter sich: Sie ist in ihrer Heimatpfarrei als Jugendliche eingestiegen und hat dort Gruppenstunden betreut, das Ferienlager organisiert und war als Pfarrleitung aktiv. Auch heute noch engagiert sie sich in vielen Bereichen ehrenamtlich und resümiert rückblickend: „In der KjG habe ich gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Ich war einer Gemeinschaft zugehörig und habe Anerkennung erfahren.“ Ihr Fazit ist, dass Ehrenämter wichtig für die Gesellschaft sind, die ohne Freiwilligenarbeit nicht funktionieren würde.

Was macht ein Ehrenamt also so interessant?
Es bedeutet nicht nur, anderen etwas zu geben. Auch sich selbst gibt man etwas: Gewinnbringende Zeit in Gemeinschaft mit anderen Menschen, Einblicke in andere Lebensbereiche, ein Gefühl der Nützlichkeit und Erfahrungen sowie Kenntnisse, die nicht nur im Ehrenamt behilflich sind.
– Kai Regener